HIOB

Ein Rock-Oratorium

Kritiken

 

Christoph Zschunke (Beauftragter für Popularmusik der EKBO)

Der die Geschichte durchführende textliche und musikalische rote Faden, der Wechsel zwischen Chor und Soli und zwischen Rezitativ und Arien – bzw. solistisch vorgetragenen Songs, wie es in der Rock- und Popstilistik eher gebräuchlich ist – ist auch bei Matthias Witting unverwechselbar formgebend.

Basierend auf dem Groove einer 4 – köpfigen Standard-Bandbesetzung sind 4 Holzbläser und ein Brass-Trio instrumentale Farben, in denen sich die Rockmusik hier sehr vielseitig zeigt. Der bewusste Verzicht auf synthetische Sounds und Keyboards, wie sie in der Popstilistik zumeist Verwendung finden, passt sich einem Chor als großen akustischen Klangkörper am besten an...

 

Ines Klinger (Musik & Kirche 1/2010)

...Hiobs Schmerz, nachdem ihm alles genommen ist, können keine Worte beschreiben. Doch was Worte nicht können, schafft die Musik: Eine lange instrumentale Passage, nur von Klavier, Oboe und Klarinette gespielt, in die schließlich der Chor wortlos einstimmt, ebbt klagend auf und ab. Als Hiob dann doch zu sprechen beginnt, spürt man seine Sehnsucht nach dem Tod und die Furcht vor weiteren Qualen. Umso brutaler wirken dagegen die Reden der Freunde, die rockig, mit Anleihen aus Jazz und Funk daherkommen und ihm selbst die Schuld in die Schuhe schieben. Vertrackte Rhythmik untergräbt jedoch ihre Logik. Hiob dagegen, mit dem Chor an seiner Seite, bleibt immer verständlich, sein Schmerz und sein Trotz auch musikalisch nachvollziehbar, und er behält die Sympathien auf seiner Seite...

Witting schafft es, den originalen Text zu vertonen, ohne dass er sperrig klingt, und die Handlung und all die Emotionen packend zu inszenieren. Die Musik bietet eine Interpretation an, die deutlich macht, dass die Konflikte dieser alten Geschichte nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Den Respekt, der dem Text und Hiob hörbar von allen Mitwirkenden entgegengebracht wird, belohnt das Pubblikum mit langem, begeistertem Applaus.